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23.01.2024
Henric Abraham-Winter

Finanzhorizont 2024: Visionen und Vorhersagen für die Zukunft des Bankenwesens

Willkommen in der Welt der Finanzen im Jahr 2024. In dem dynamischen Umfeld wagt unser Team einen Ausblick auf das Jahr 2024. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und uns in die Tiefen der Technologietrends in den Finanzmärkten gestürzt. Das Ergebnis ist eine Sammlung von Prognosen für das Jahr 2024. Lasst uns gemeinsam erkunden, was die Zukunft für die Finanzbranche bereithalten könnte und welche Ableitungen sich für die jungen Wilden, die Fintechs, ergeben. 

1. Rückkehr der Sichteinlagen: Wir prophezeien, dass die Banken die guten alten Sichteinlagen neu entdecken. In den Wettlauf um die höchsten Sparzinsen haben sich Discount-Broker eingeschaltet. Sie locken mit Zinsen um die vier Prozent aufs Konto, Boni sowie Cashback beim Zahlen mit der hauseigenen Kreditkarte. In einer Welt, in der alles instant und digital ist, wird die Besinnung auf altbewährte Kundenbindungsmaßnahmen zum Trend. Banken könnten hierbei mit innovativen Angeboten punkten, die Flexibilität, spannende Benefits und attraktive Renditen versprechen.

2. Flexibilisierung der Bilanzen: Die Banken werden sich zunehmend von starren Strukturen lösen und kreativere Ansätze im bei der Geschäftsfeldentwicklung verfolgen. In der heutigen Zeit ist es für die etablierten Banken ein Wettbewerbsvorteil, Fintechs nicht als Konkurrenten, sondern als notwendige Partner zu betrachten, um den steigenden Erwartungen der Kunden gerecht werden zu können. Größte Herausforderung laut einer aktuellen Studie von Capgemini: Nur 21 Prozent der Banken sagen, ihre Systeme seien agil genug für eine Kollaboration. Dem gegenüber stehen mehr als 70 Prozent der Fintechs, die sich frustriert über die Prozesse der etablierten Banken zeigen.

3. Boom der Instant Payments: Wir sehen eine rasante Zunahme von Instant Payments, die den Zahlungsverkehr revolutionieren werden. Banken, die in dieser Sparte nicht mithalten können, könnten schnell ins Hintertreffen geraten. So wirbt der Payments-Anbieter Brite bereits heute mit dem Slogan: Einfach. Fehlerfrei. Sekundenschnell. – Die Echtzeitauszahlung ermöglicht fehlerfreie und sekundenschnelle Account-to-Account-Auszahlungen an Ihre Endkunden. Ganz gleich ob Versicherungsleistungen für Verbraucher oder sekundenschnelle Bezahlung beim Pizzalieferdienst Account to Account – von dieser Cashflow-Optimierung profitieren alle Seiten.

4. Neuausrichtung des Risikomanagements: Angesichts sich ständig ändernder globaler Bedingungen werden Banken gezwungen sein, ihre Risikomanagement-Strategien zu überdenken und anzupassen, um sich gegen unvorhersehbare Marktveränderungen zu wappnen. Gängige KYC-Prozesse sind ebenso arbeits- und kostenintensiv wie fehleranfällig. Doch einige mutige Pioniere haben sich bereits auf den Weg gemacht, um dies zu ändern: Das Start-up Sinpex beispielsweise optimiert KYC Prozesse für Unternehmen. Sinpex’ Software führt automatisch alle erforderlichen KYC-Prüfungen durch, inkl. Beschaffung offizieller Dokumente, PeP, Überprüfung von Sanktionen und negativen Nachrichten.

5. Erhöhte Priorität für Cybersicherheit: Die Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen herausfinden, wie gut die großen Banken im Euroraum gegen Angriffe auf ihre IT-Systeme gewappnet sind. Anfang 2024 starten die Aufseher ihren ersten Stresstest zu Cyberrisiken ("Cyber Resilience Stress Test"). Gut 100 Institute sollen sich dem stellen. Wir prognostizieren, dass das Thema Cybersicherheit im Jahr 2024 einen wesentlichen Kommunikationsanlass stellen wird. Banken, die in ihre IT-Sicherheit investieren und innovative Schutzmechanismen entwickeln, werden als Best Cases an der Spitze dieser Kommunikationswelle  stehen.

6. Verstärkter Fokus auf Nachhaltigkeit und ESG: Der Bankenverband will Klarheit in Bezug auf ESG-Daten schaffen. Unternehmensvertreter fordern schon seit längerem eine Vereinheitlichung und fürchten, dass die Thematik rund um die ESG-Daten ähnlich kompliziert wie KYC-Prozesse werden könnte. Das Finanzmagazin FINANCE und die LBBW haben hierzu im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht und hinterfragen unter anderem: Welche Rolle spielen nachhaltige Finanzierungsinstrumente in der aktuellen Zeit? Ist das Thema Nachhaltigkeit in großen und mittleren Unternehmen bereits angekommen? Wenn ja, wie schlägt es sich im unternehmerischen Alltag nieder?

7. Kampf um die GenZ: Mit neuen, digitalen Angeboten werden Banken um die Aufmerksamkeit der Generation Z ringen. Diese Kundengruppe erwartet nicht nur digitale Exzellenz, sondern auch Produkte, die ihren Werten entsprechen. Doch jüngere Menschen, die einen finanziellen Rat brauchen, wenden sich nicht an Banken oder erfolgreiche Unternehmer, sondern an Mama und Papa – Das zumindest geht aus einer repräsentativen Studie von „Morning Brew“ und Generation Lab unter knapp 1.000 US-amerikanischen College-Studenten aus November 2023 hervor. Somit liegt der Fokus für Fintechs, die die junge GenZ erreichen wollen, nach wie vor auf einer cleanen Wertorientierung. Dies kann zum Beispiel die die Hervorhebung von benutzerfreundlichen, mobilen Plattformen und die Ausrichtung auf soziale und ökologische Verantwortung umfassen

8. Zunehmende Digitalisierung: Die Bankenwelt wird weiterhin auf die Entwicklung digitaler Lösungen setzen, denn das heute verfügbare Überangebot an Informationen wird so zur kaum beherrschbaren Datenflut. Im Einsatz von KI sieht der Bankensektor bis 2030 ein Einsparpotenzial von mehr als 300 Mrd. US-Dollar weltweit. Doch nur wer große Datenmengen analysieren und auswerten kann, wird diesen Schatz heben können. Daran scheitern derzeit viele Banken, wie eine Horváth-Studie zeigt. Genau hier macht der Einsatz künstlicher Intelligenz den Unterschied: Durch automatisierte Analysen können Daten nicht nur gesammelt, sondern gleich ausgewertet werden. Dies beinhaltet auch die Einführung von KI-basierten Systemen zur Verbesserung von Risk und Compliance, der Kundenerfahrung und der internen Prozesseffizienz.

9. Verschiebung der Geschäftsmodelle: Die Zeichen sind deutlich: die kürzliche Genehmigung von Bitcoin-ETFs in den USA, die Vergabe erster Kryptoverwahrlizenzen in Deutschland (z.B. an die Commerzbank als erster Vollbank) oder die EU-weite ECSP-Lizensierung für erste Anbieter wie Zinsbaustein als Alternative zum weitestgehend unregulierten Crowdinvesting – Wir erwarten, dass die Anbieter von Finanzdienstleistungen ihre Geschäftsmodelle weiter diversifizieren und sich zunehmend auf spezialisierte und regulierte Dienstleistungen konzentrieren werden, um sich in einem wettbewerbsintensiven Markt zu behaupten.

10. Das Jahr des Anpackens: Die Geschäftsmodelle der europäischen Banken- und Fintechlandschaft stehen im Jahr 2024 vor vielschichtigen fundamentalen Herausforderungen. Daher werden strategische Entscheidungen im kommenden Jahr auf eine harte Probe gestellt. Banken, die in personalisierte und kundenorientierte Dienstleistungen investieren, werden in der Gunst der Kunden steigen. Hierbei könnten innovative Technologien wie Blockchain oder KI eine Schlüsselrolle spielen.

Wer mehr zu den aktuellen heißesten Trends in der Finanzbranche erfahren möchte: Zum Auftakt der Eventsaison 2024 gibt es im Rahmen der Frankfurt Digital Finance 2024 tiefe Einblicke zu aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen der europäischen Finanzbranche.

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