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14.12.2021
Maria Samos
Maria Samos
PIABO

Let's talk about... Wandel in der PR

In unserer Rubrik “5 Fragen an…” stellen wir euch in regelmäßigen Abständen unsere Mitarbeiter:innen bei PIABO vor. Heute: Maria Samos, Unit Directorin mit über 30 Jahren Erfahrung in der Kommunikationsarbeit. Wir sprachen mit ihr über ihre Anfänge, die Meilensteine in der PR, ihre Rolle als Head of Corporate Communications und wagen den Blick in die Zukunft.

 

1. Maria, du bist seit über 30 Jahren im PR-Business. Erzählst du uns von deinen Anfängen? 

Als ich mit Kommunikation angefangen habe, gab es weder Mobiltelefone noch Internet. Ich habe mit einem Wähltelefon gearbeitet – also nicht denen mit Tasten, sondern mit einer Drehscheibe. Die ersten Pressemeldungen habe ich auf der elektrischen Schreibmaschine geschrieben und dann per Post an Redaktionen geschickt. Viele Redaktionen hatten Telex, ein System, bei dem per Lochstreifen Texte geschrieben und dann auch übertragen wurden. Das war wirklich übel, wenn du dich verschrieben hattest, dann konntest du von vorne beginnen. Das änderte sich aber dann mit der Erfindung des Faxes. Zumindest mussten keine Briefe mehr versandt werden.

Allerdings hatten lange Zeit viele Redaktionen gar kein Fax. Somit blieb nur Brief oder Telex. Einladungen zu Pressekonferenzen oder Events wurden sowieso immer per Briefpost verschickt und waren aber dann auch immer sehr gut besucht und voll. Heute fast nur bei Medienstars oder hippen Marken möglich. Aber wir telefonierten auch viel und erzählten unsere Geschichte am Telefon. Es gab auch viel mehr direkte Interviews. Wir kannten damals die Journalisten alle persönlich und waren zumindest telefonisch sehr gut vernetzt. Es gab ja auch nicht so viele PR Agenturen in Deutschland und der Berufszweig selbst wurde erst Ende der 80er Jahre eingeführt. Publizistik oder Journalismus waren die einzigen Berufszweige, die im Studium angeboten wurden. 

 

2. Wie hat sich die PR-Branche denn seit deinem Start verändert? Welche Meilensteine liegen hinter uns?

Ich habe so viele technische Meilensteine erlebt, die sicherlich in dieser Fülle nicht erneut erlebbar sind. Der erste Meilenstein war das Fax, der nächste sicherlich der Computer an sich. Ich erinnere mich daran, dass die Investition in einen Computer für viele mittelständische Unternehmen gar nicht möglich war. Wir haben damals noch Pressemappen auf Papier mit Floppy Disketten verteilt. Für uns damals ein riesen Sprung in die Zukunft. Wir hatten damals dann auch schon eine Art “Intranet”, auf der sich Kolleg:innen austauschen konnten. Anfang der 90er Jahre kamen dann ja die ersten E-Mail Adressen. Ich erinnere mich auch daran, dass wir für alle eine einzige Adresse hatten, damals über Compuserve, und wenn Du Dich verbinden wolltest, piepste es laut in der Leitung. Als das Internet Mitte der 90er bei uns in der Redaktion Einzug hielt, war das in den Anfängen für uns ein echtes Wunder, das es zu entschlüsseln galt. Zwischendurch natürlich das Tastentelefon mit Wiederholungstaste (endlich musstest du beim Verwählen nicht ganz von vorne auf der Wählscheibe drehen, bzw. wenn besetzt war, von vorne starten. 

Durch Google verschwanden auch alle Enzyklopädien und Nachschlagewerke aus den Regalen. Gleichzeitig war alles lahm gelegt, wenn die Leitungen plötzlich unterbrochen waren. Allerdings war der persönliche und telefonische Kontakt nach wie vor sehr stark. Die Digitalisierung hat diesen persönlichen Kontakt schon sehr zurückgefahren. Und heute ist man ohnehin eher schneller im Chat oder auf den sozialen Kanälen in Kontakt, als ans Telefon zu gehen und direkt zu sprechen – ich persönlich würde mir wünschen, dass man wieder öfter zum Hörer greift, das persönliche Gespräch ist einfach etwas anderes.

Wir hatten früher auch viel mehr Zeit uns mit Themen oder Produkten auseinanderzusetzen. Heute muss alles sehr schnell kommuniziert werden, denn an der nächsten Ecke entsteht gerade ein ähnliches Produkt oder eine ähnliche Dienstleistung, nur unter Umständen besser und leistungsfähiger.

 

3. Zusammengefasst: Wie fällt dein Resumée nach 30 Jahren PR-Erfahrung aus? 

Printmedien, Radio und TV waren früher die kommunikativen Schwerpunkte. Hier mussten Themen und Personen platziert werden. Die Online-Welt kam erst mit den ersten Webseiten mit in die Kommunikation. Wenn ich daran zurückdenke, dass vor der Jahrtausendwende PR immer zum Marketing gehörte, dann ist es schön, dass PR heute als eigenständig angesehen wird. Leider gibt es immer noch viele, vor allem mittelständische Unternehmen, die diese Trennung noch nicht vollzogen haben und ihre PR-Texte gerne aus den Marketing-Texten entnehmen. Das Verständnis, wie PR-Texte sein müssen, ist leider noch nicht in allen Köpfen angekommen. Aber ich finde es überwältigend, was heutzutage alles möglich ist. Die Digitalisierung hat Wege und Möglichkeiten eröffnet, die ich in meinen Anfangsjahren nicht einmal erträumt hätte. PR ist aber auch vielfältiger und interessanter geworden. Ich liebe meinen Job!

 

4. Du bist nicht nur Unit Directorin, sondern auch Head of Corporate Communications bei PIABO. Was ist deine Aufgabe in dieser Funktion, und wie unterscheidet sich Corporate Communication von der PR-Arbeit für externe Kunden?

Grundsätzlich unterscheidet sich die PR Arbeit für Kunden oder die PR Arbeit für die eigene Agentur nicht bedeutend. Allerdings kann die Nähe zum eigenen Arbeitgeber sowohl positiv als auch negativ sein. Der Blick über den Tellerrand hinaus fällt etwas schwerer. Die Außenperspektive, so wie wir sie für Kunden einnehmen, ist bei Corporate Communications nicht immer einfach. Aber genau das ist die Herausforderung, die ich an dieser besonderen Kommunikationsarbeit liebe! Auf der anderen Seite liegen gerade im Inneren eines Unternehmens die wirklich spannenden Geschichten, die es zu erzählen lohnt. Diese müssen wir bei externen Kunden erst suchen und finden.

Im Ziel unterscheiden sich Kundenarbeiten und Corporate Communications auch nicht: Es geht darum, so viele relevante Publikationen zu erzielen wie möglich, das Unternehmen durch gezielte Medien- und Social Media-Präsenz einem Publikum zu präsentieren. Wenn wir diesem Anspruch Genüge tragen, sind wir erfolgreich. 

 

5. In wenigen Tagen beginnt ein neues Jahr. Zeit also, nach vorne zu blicken. Wohin entwickelt sich PR? Was können wir zukünftig erwarten?

Wer heutzutage Fuß in der PR fassen will, sollte wissen, dass Basics wie das Schreiben einer Pressemitteilung untergeordnet sind. Ein PR-Berater muss vor allem das Storytelling beherrschen, muss sich mit allen sozialen Kanälen auskennen und wissen, was wie für welches Produkt oder Dienstleistung am besten funktioniert und muss Texte SEO tauglich schreiben können. Außerdem muss er auch wissen wie SEA funktioniert und ein Verständnis dafür haben, wie heutzutage Themen am effektivsten positioniert werden.

Die Zukunft liegt auch in Sachen PR in der KI. Ich bin mir sicher, dass in weniger als zehn Jahren niemand mehr einen Text selbst verfasst, sondern KI gesteuerte Systeme Texte und Inhalte produzieren. Dafür wird es dann in Sachen Kommunikation andere Formate geben, die bedient werden müssen. Was gestern das Radio war ist heute der Podcast. Was heute das TV wird zukünftig nur noch Streaming werden. Und Papier mit gedruckten Inhalten wird nicht mehr existieren. Alles wird digitalisiert werden und vielleicht laufen wir dann ja auch selbst mit implantierten Chips rum, die uns freihändig und ohne zusätzliche Devices durch die Welt lotsen und uns Informationen auf die Retina spiegeln. 

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