Digitale Währungen auf analogen Seiten

Im letzten Jahr hat Lukas Fiedler das erste gedruckte Magazin zum Themenkosmos rund um Blockchain, DeFi und Kryptowährungen, – die nebenbei gesagt so ziemlich digitalsten Trends unserer Zeit – in die Zeitungsläden gebracht. Jetzt ist die zweite Ausgabe endlich erschienen. Neben herzlichen Glückwünschen und Leselaune haben vor allem Fragen an Mann, der im Alleingang beweist: Print is not dead.

1) Lukas, du hast es dir zur Aufgabe gemacht, das erste Print-Magazin zum Thema Blockchain und Krypto herauszugeben. Wie kommt man auf so eine Idee?

Das war tatsächlich ein stetiger Prozess, der 2017 mit der Fortführung des deutschen Blogs „Der Altcoinspekulant“ begonnen hatte. Primär habe ich mich damals auf dem Blog mit neuen ICOs beschäftigt und konnte mir darüber schnell ein Netzwerk aufbauen - das hieß aber auch, dass ich mit dem Beginn des Bärenmarkts 2018 keine neuen Themen hatte, es gab keine neuen nennenswerten ICOs. Den Blog einfach aufzugeben erschien mir zu einfach und auch eine Online-News-Agency kam nicht infrage. Durch Zufall hatte ich dann auf einem Trip nach London eine Ausgabe der Print-Zeitung “The Fintech Times” in der Hand und war begeistert. Print und Blockchain gab es noch nicht in großem Maße auf dem deutschsprachigen Markt (bis, auf ein exklusiv auf IOTA fokussiertes Magazin und den Krypto-Kompass von BTC-Echo) und schönerweise war ich grade an einem Punkt, an dem ich einfach sagen konnte: Das werde ich ändern.

2) Ganz offensichtlich ist Print zumindest in der Nische “not dead”. Die Krypto-Welt ist schnelllebig: Blogs, Foren, Web-Magazine überschlagen sich in ihren Meldungen zu den neuesten Kursen und Kaufempfehlungen. Du hast ganz bewusst ein entschleunigtes Format gewählt. Warum und was macht das für dich aus?

Als ich Mitte 2016 das erste Mal mit Bitcoin in Kontakt gekommen bin, war es recht einfach Content zu finden, der einem gut und einfach erklärt hat, wie die Blockchain-Technologie funktioniert. Heute ist das Gegenteil der Fall. Aus meiner Sicht gibt es ein massives Überangebot von digitalen Blogs, News- und Erklärungsseiten zum Thema Blockchain und die Thematik ist mit DeFi und zahlreichen neuen DLT-Ansätzen noch einmal bedeutend komplizierter für einen Einstieg bei null geworden. Ein Neueinsteiger, der zwar technisch versiert ist, aber einen regulären Vollzeit-Job hat, muss extrem viel Zeit mitbringen (die er aufgrund seines Jobs nicht hat) und sieht sich nach dem lesen der ersten Artikel mit mehr neuen Fragen als Antworten konfrontiert. Hier setzt das Blockmagazin an. Wir erklären nicht, mit welchem Coin man schnell reich werden könnte und auch nicht, wie man einen Smart-Contract programmiert. Der Fokus liegt auf der einfachen Erklärung der Technologie und den verschiedenen Anwendungsbereichen - also eine Art One-Stop-Lösung für viel beschäftigte Interessenten. Gleichzeitig bieten die Einblicke hinter die Kulisse der Unternehmen auch einen Mehrwert für Krypto-Veteranen. Was das Medium dabei für mich ausmacht? Die Freiheit, nicht von Klicks finanziert zu werden und somit nicht jede kleine Neuigkeit aufgreifen zu müssen.

3) Du bist aus der deutschsprachigen Krypto-Szene nicht wegzudenken und das nicht erst seit gestern. Wie hat sich die Berichterstattung, aber auch die Kommunikation von Unternehmen der Branche gewandelt?

Erst neulich habe ich in einem Artikel von Christoph Bergmann die sehr treffende Aussage gelesen, dass Kryptowährungen 90 % Marketing und 10 % Technik sind. Das war vor einigen Jahren gefühlt noch nicht so “schlimm”. Unter anderem mag das daran liegen, dass viele, die die Blockchain früh entdeckt haben, technisch versiert sind und in den letzten Jahren extrem viele Opportunisten dazugekommen sind. In einem Bullenmarkt bedeutet das aktuell, dass man mit einer vernünftigen PR und Kommunikation in direkter Konkurrenz zu verrückten Memes und Tweets von Celebrities wie Elon Musk steht, die mit einem Tweet, die die Kurse beeinflussen können oder neue Währungen erschaffen (siehe Elongate). Ich denke und hoffe aber, dass sich langfristig eine ehrliche und auf die Technik fokussierte Kommunikation immer lohnen wird.

4) Mit dem Blockmagazin hast du dir das Thema Education vorgenommen. Gutes Timing, das Interesse wächst mehr als rasant, die Grenzen zwischen Technologisch-Möglichem und Marketing-Floskeln sind fließend. Wie können sich Non-Techies das nötige Vorwissen aufschlauen, wenn das Blockmagazin schon ausgelesen ist?

Den einzig wahren Ansatz gibt es hier leider nicht. Einen guten Anlaufpunkt bilden aber oft die Knowledge-Bases etablierter Börsen. Hier finden sich viele weiterführende Artikel, z. B. zu Consensus-Algorithmen oder verschiedenen DLT-Technologien. Wer eher auch eine Community möchte, dürfte bei Bitcoin2Go von Mirco Recksiek gut aufgehoben sein.

5) Dein E-Mail-Postfach platzt bestimmt von Pitches, Pressemeldungen und News Alerts. Wie muss eine Betreffzeile aussehen, damit du draufklickst. Wie sieht die perfekte Zusammenarbeit mit Kommunikator:innen und Unternehmen für dich aus?

Tatsächlich ist das grade nicht der Fall, bei mir läuft alles über das Netzwerk - Pitches und Pressemeldungen sind da eher die Seltenheit. Damit ich also auf ein Projekt aufmerksam werde, müssen es die richtigen Leute in den richtigen Channel erwähnen, danach verschaffe ich mir gerne selbst einen Überblick vor Ort. Die perfekte Zusammenarbeit zwischen Kommunikatoren und Unternehmen sollte dabei aus meiner Sicht sich auch abseits des Mainstreams bewegen und neue Wege ausprobieren - das soll nicht zwangsweise heißen, dass man auf Memes setzen sollte. Eine genaue Marktkenntnis und ein Verständnis für die Technologie gehören aber in jedem Fall dazu.

Vielen lieben Dank Lukas.

Das Interview führte Paul Gärtner, Practice Director bei PIABO PR. Im Herzen von Berlin, einem der weltweit besten Blockchain-Hotspots und Gründerszenen, vertritt PIABO seit Jahren Kunden aus dem erweiterten Blockchain-Kosmos. Dazu zählen unter anderem DFINITY, das xx network oder auch Finanzdienstleister wie etoro oder vivid.