Wie Unternehmen ChatGPT für SEO nutzen können
ChatGPT beeindruckt mit hoher Textqualität. Schon jetzt wird die KI für Marketing- und Business-Zwecke eingesetzt – allen voran für die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Doch ist das Tool dafür geeignet? Was kann die KI und was gilt es zu beachten? Ein Überblick.
Die US-Finanzseite BankrateCom nutzt von Maschinen generierte Inhalte – mit Erfolg. Mehrere Seiten landen unter den ersten organischen Treffern bei Google. Laut Johannes Beus, CEO des SEO-Tools Sistrix, seien in den vergangenen rund sechs Monaten etwa 162 automatisch generierte Artikel auf BankrateCom veröffentlicht worden und verzeichnen gute Google-Rankings. Ist das der Beweis, dass die Nutzung von KI-Texte für die Suchmaschinenoptimierung unproblematisch ist? Werden demnach von ChatGPT generierte Texte nicht von Google abgestraft? Ganz so einfach ist es nicht.
Zum einen berichtet Beus, dass die automatisch erzeugten Texte von Redakteur:innen gegengelesen und geprüft wurden. Demnach ist der Erfolg nicht einzig und allein der KI zuzuschreiben. Zum anderen betont der SEO-Experte, dass es sich hier um einen „sehr konkreten Anwendungsfall“ zu einem „sehr bestimmten Zeitpunkt“ handelt. ChatGPT kam quasi schneller auf den Markt als Google gucken konnte – und BankrateCom profitiert von diesem Umstand. Zumindest noch.
Vorab sei also schon einmal gesagt: Wer mit dem Gedanken spielt, ChatGPT für die SEO einzusetzen, sollte auf jeden Fall beobachten, ob es von Seiten Google Algorithmus-Anpassungen gibt. Dieser Google-Guide, der eine Übersicht der Ranking-Systeme beinhaltet, sollte also unbedingt gespeichert werden, um über Updates auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Googles Perspektive auf KI-Texte wie von ChatGPT
Bereits im November 2022 sagte Duy Nguyen vom Google-Team für Suchqualität in diesem Video: „Das Übernehmen von Inhalten, selbst mit einigen Modifikationen, verstößt gegen unsere Spam-Richtlinien.“ Duy fügte hinzu, dass Google „viele Algorithmen hat, um solche Verhaltensweisen zu verfolgen und Websites, die Inhalte von anderen Websites übernehmen, herabzustufen“. Die vorausgegangene Frage war, wie Urheber:innen von Texten auf Webseiten reagieren sollen, die KI nutzen, um Inhalte zu plagiieren oder zu verändern, um am Ende besser in den Suchergebnissen abzuschneiden. Spannend zu beobachten wird in diesem Zusammenhang auch sein, wie die Qualitäten von Googles hauseigenem Chatbot „Bard“ in der Praxis aussehen werden.
Erst im August 2022 hat Google zudem sein Update „Helpful Content System“ für englischsprachige Webseiten ausgerollt. Das Update hat zum Ziel, Inhalte mit Mehrwert zu pushen, die von Menschen für Menschen geschrieben wurden. Im Dezember wurde das „Helpful Content System“ für alle Sprachen ausgeweitet. Laut diverser SEO-Expert:innen zeigte das Update bisher keine großen Auswirkungen. Dennoch scheint Google ein klares Ziel zu verfolgen. Abgerundet wurden die Maßnahmen Anfang Februar, als Google ein klares Statement publizierte, wie die Suchmaschine zur Verwendung von automatisch generierten Inhalten steht.
Übrigens: Schon unmittelbar nach der Veröffentlichung von ChatGPT Ende November startete der 22-jährige Student Edward Tian von der Princeton University mit der Entwicklung der App „GPTZero“. Diese soll KI-Texte entlarven können – und so als Instrument dienen, um gegen die zunehmenden Plagiate durch KI vorzugehen. Erst kürzlich hat OpenAI ein ähnliches Tool herausgebracht, den „AI classifier“.
Fallstricke von ChatGPT für die SEO
Klar ist auch: ChatGPT ist noch nicht ausgereift. Die sozialen Netzwerke sind voll von Postings, in denen aufgezeigt wird, dass ChatGPT auch richtigen Unsinn von sich geben kann. Zum Beispiel, dass Elefanten die größten Eier legen oder dass gute Wissenschaftler die Eigenschaften „weiß“ und „männlich“ mitbringen müssen. Wer explizit nach Quellenangaben eines Artikels fragt, bekommt zwar Antworten – aber diese sind teils erfunden. Mittlerweile hat OpenAI schon erste Anpassungen und Updates getätigt, gesunde Skepsis sei hier allerdings weiterhin empfohlen.
Zudem ist zu bedenken, dass die Daten, auf die ChatGPT trainiert wurde, aktuell nur bis ins Jahr 2021 reichen. Für die Suchmaschinenoptimierung kann das insofern problematisch sein, da Google bei vielen Themen Content präferiert, der aktuell ist. In diesem Sinne spricht schon jetzt einiges dagegen, die automatisch generierten Inhalte blind zu übernehmen. Es braucht auf jeden Fall eine Qualitätssicherung und einen Faktencheck. Zudem sollten Redakteur:innen die Texte nochmal überarbeiten – schon allein, um diese auch in Sachen Zielgruppen-Tonalität anzupassen. Und um sicherzustellen, dass die SEO-Texte wirklich mit der SEO-Strategie im Einklang stehen.
Apropos SEO-Strategie: Die Krux an der Sache ist auch, dass SEO-Texte nicht nur auf Schreibarbeit basieren.
Was beinhaltet SEO alles mit Blick auf Content?
Folgende Aspekte werden bei jedem SEO-Text berücksichtigt:
- Keywordrecherche
- Wettbewerbsanalyse
- Themenrecherche
- Integration von aktuellen und einzigartigen Inhalten
- Themencluster
- Redaktionsplan
- Onpage-Optimierung
- externe & interne Verlinkungen von neuen/alten Inhalten
- Publizieren der Inhalte
- Updaten von alten oder nicht performenden Inhalten
SEO-Expert:innen wie Aleyda Solis kommen daher zu dem Entschluss, dass es sowohl kurz- als auch langfristig viel effektiver ist, die KI als ein Werkzeug für die Suchmaschinenoptimierung zu betrachten.
Wie ChatGPT bei der SEO helfen kann: Fünf Beispiele
1) Themen für Blogbeiträge finden
ChatGPT bietet eine super Möglichkeit, um Inspiration für Themen zu finden. Ein einfacher Weg ist, direkt nach Überschriften für Artikel zu fragen, die sich im semantischen Feld des eigenen Businesses bewegen.
Aber Achtung: ChatGPT neigt zu Redundanzen. Es sollte sichergestellt werden, dass sich die Themen wirklich unterscheiden – und nicht einfach nur Synonyme genutzt werden (siehe zum Beispiel Headline 1 und 2).
2) Keyword-Recherche
Wie immer beim Schreiben gilt es, die Zielgruppe(n) im Blick zu behalten. Eine Faustregel im Kontext von SEO lautet: Schreibe deine Inhalte im Sinne der Suchintention deiner Zielgruppe(n).
ChatGPT kann dabei helfen, relevante Fragen im Kontext der eigenen Zielgruppe zu identifizieren. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann nach einer fundierten Keywordrecherche die KI bitten, diese nach Suchintention zu clustern. Der Befehl könnte also lauten: „Klassifiziere die folgende Keyword-Liste in Gruppen basierend auf den Suchintentionen kommerziell, transaktional oder informativ.“
3) Wettbewerber finden
In der Regel steht jede Domain und jede URL in Konkurrenz zu anderen Webseiten. ChatGPT kann dabei helfen, einen schnellen Überblick über Wettbewerber zu erhalten.
Doch Vorsicht: Wie eingangs erwähnt, sind die Daten nicht zwangsläufig aktuell. Es bietet sich also an – wie so oft bei SEO – auch noch andere Tools einzubeziehen. Die SEO-Tools Semrush oder Searchmetrics bieten entsprechende Funktionen dafür.
4) Wichtige Informationen identifizieren
Oft stehen Texter:innen vor der Herausforderung: Welche Informationen sind relevant? ChatGPT liefert hier im Kontext von einem bestimmten Thema eine schnelle Antwort.
5) Metadaten texten lassen
Selbst für professionelle Schreiber:innen ist es nicht immer einfach, den Inhalt eines Artikels auf den Punkt zu bringen. Hier kann ChatGPT ebenfalls eine große Hilfe sein. Man sollte allerdings nochmals prüfen, ob die Meta-Beschreibung auch wirklich den Kern trifft – und ob die Zielgruppe richtig angesprochen wird.
Generell gilt: Je spezifischer die Anfrage an ChatGPT, desto besser das Ergebnis. Im Screenshot erscheint die Antwort auf folgende Anweisung:
„Erstelle 3 einzigartige Meta-Beschreibungen von maximal 150 Zeichen für den folgenden Text. Sie sollten einprägsam sein und eine Handlungsaufforderung enthalten, inkludiert werden sollen die Keywords SEO und ChatGPT“. Der Text dieses Artikels wurde eingefügt.
Es bleibt spannend, wie sich ChatGPT weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen Google kurz- und auch langfristig ergreift. Schon jetzt ist die Sprach-KI ein Tool, das auf vielfältige Weise die SEO unterstützen kann.
Noch ein kleiner Tipp zum Schluss
Wer einen SEO-Profi im Unternehmen hat oder bereits eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, kann potentiellen Google-Maßnahmen präventiv entgegenwirken. Um Google glaubwürdig zu signalisieren, dass die eigenen Inhalte von Menschen geschrieben wurden, bieten sich sogenannte strukturierte Daten für Artikel an. So lässt sich ein eindeutiger Hinweis an die Suchmaschine senden, weil klare Autor:innen benannt und identifiziert werden.