Let's talk about… Internationale PR & Diversity als Erfolgsfaktor
In unserer Rubrik “5 Fragen an…” stellen wir euch in regelmäßigen Abständen unsere Mitarbeiter:innen bei PIABO vor. Heute: Michelle Liao, International Practice Directorin. Sie erzählt euch von ihrer Arbeit mit internationalen Kunden, wirft einen Blick auf die Besonderheiten von nicht-deutschen Unternehmen und blickt in die europäisch-asiatische Zukunft.
1. Michelle, du bist bei PIABO International Practice Directorin. Kannst du uns einen ersten kurzen Überblick über deine Arbeit geben?
Mit meinem Hintergrund und meiner Erfahrung als International Practice Director bei PIABO bin ich für die Unterstützung internationaler Unternehmen mit integrierten Kommunikationsdienstleistungen in der EU, den USA, Großbritannien und auch in Asien zuständig. Zu meinen Aufgaben und Zuständigkeiten gehören die Verwaltung und Entwicklung neuer internationaler Geschäfte und die strategische Budgetierung sowie die Leitung von Kunden und funktionsübergreifenden Teams. Wir unterstützen globale Kunden dabei, ihre Geschäfte weiterzuentwickeln. Darüber hinaus erstelle ich auch Marketingmaterialien in chinesischer Sprache für PIABO. Und nicht zuletzt moderiere ich interkulturelle Workshops und Treffen, um Asien und Deutschland einander näher zu bringen.
2. Welche Besonderheiten ergeben sich denn in der Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen?
Zuallererst ist es essentiell, die gleiche Sprache zu sprechen. Alle Seiten müssen offen in den Dialog gehen und immer davon ausgehen, dass der Partner Dinge aufgrund der unterschiedlichen Sprache oder kulturellem Hintergrund anders wahrnimmt. Außerdem gilt es, eine gewisse Neugierde zu haben, was für den Erfolg der Kunden auf ihren Zielmärkten realistisch und machbar ist. Mit "Sprache" meine ich übrigens nicht ausschließlich die gesprochene Sprache – also Englisch, Deutsch, Chinesisch usw. –, sondern vielmehr, dass wir verstehen, was ein Kunde meint und braucht, und dass sich alle auf partnerschaftlicher Ebene gut verstehen.
In China funktioniert PR und die Medien anders als hierzulande, eine bestimmte Anzahl von Veröffentlichungen wird zum Teil versprochen. In Deutschland funktioniert das natürlich nicht so. Wir müssen aber verstehen, woher ein solcher Wunsch des Kunden, also z. B. nach konkreten Veröffentlichungen, kommt. Und gleichermaßen erklären, was in Deutschland funktioniert und ob es eine andere Lösung gibt, um dem Kunden zu helfen, seine Anforderungen zu erreichen.
Wenn es um die Marketingkommunikation geht, ist es wichtig, dem Kunden in Bezug auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren auf einem ausländischen Markt beratend zur Seite zu stehen. Die Kommunikation über Kulturen und unterschiedliche Märkte hinweg ist manchmal sehr schwierig, aber es lohnt sich! Wenn man auf verschiedenen Kontinenten lebt und arbeitet, kann ein “lost in translation” schnell eintreten, also das gegenseitige Unverständnis aufgrund sprachlicher oder kultureller Unterschiede. Oft sehen wir Unternehmen, die global agieren, aus genau solchen Gründen scheitern. Das mangelnde Verständnis der lokalen Kultur und deren Einfluss auf die Anforderungen der Zielgruppen ist einer der größten Erfolgskiller. Dementsprechend können Entscheidungen, die auf solchen falschen Annahmen beruhen, zu Misserfolgen und erheblichen Kosten für Unternehmen führen. Sich der Globalisierung bewusst zu sein, ist eine der wichtigsten Überlegungen bei der Unterstützung von Kunden, die einen neuen Markt erschließen.
Kulturelles Bewusstsein ermöglicht uns eine effektivere Kommunikation mit unseren Kunden, die über Worte und Grammatik hinausgeht, da wir ihre Kultur verstehen. Wenn wir die Unterschiede und Nuancen verstehen und annehmen, können wir klare, wirkungsvolle Botschaften für unsere Kunden verfassen, die ihnen helfen, auf einem fremden Markt erfolgreich zu sein, was auch zu einer bedeutungsvollen Kundenbeziehung führt.
3. Apropos Verständnis für die Perspektive des Gegenübers und Akzeptanz von Unterschieden: Wie wichtig sind Vielfalt und Diversität für dich persönlich?
Für mich geht es nicht nur um Vielfalt, sondern um Vielfalt, Gerechtigkeit und Integration (“Diversity, Equality & Inclusion”). Ich habe einmal gelernt: Vielfalt ist eine Mischung, während Inklusion bedeutet, dass die Mischung tatsächlich funktioniert. Ein vielfältiges, integratives Arbeitsumfeld ermutigt und behandelt alle Menschen fair und respektvoll. Jede Person hat den gleichen Zugang zu Chancen und Ressourcen und kann ihren vollen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten.
Ich bin in Taiwan aufgewachsen, habe in den USA studiert und in China und Deutschland gearbeitet. Die Arbeit in einem vielfältigen Unternehmen ist für mich immer schon wichtig gewesen. Ich möchte in einem Umfeld arbeiten, in dem meine Erfahrungen willkommen sind und geschätzt werden, während ich meine Arbeit leiste. Ich glaube, dass eine wachstumsorientierte Denkweise mit Neugier einhergeht, die Offenheit und das Engagement erfordert, zu lernen und ein klares, vielfältiges und integratives Umfeld zu schaffen.
Diversität ist aber auch für unsere Kunden wichtig. Denn Vielfalt am Arbeitsplatz ist ein wirksames Instrument zur Förderung von Kreativität und Integration, da sie ein Umfeld schafft, das neue Perspektiven und Problemlösungsansätze fördert und Innovationen vorantreibt.
4. Kannst du uns eine Geschichte aus deiner täglichen Arbeit erzählen, an die du besonders gerne zurückdenkst?
Kürzlich unterstützten unsere Teams in den USA, Großbritannien und der DACH-Region einen unserer deutschen Kunden bei der Bekanntgabe einer Series-B-Finanzierung. Das Team hat tolle Ergebnisse erzielt, z. B. einen Leitartikel in einem sehr einflussreichen Medium. Dies alles war möglich dank einer synchronisierten Medienstrategie und einer "One-Team-Mentalität" mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten.
Auch bei einem anderen Kunden mit digitalem Kommunikationsbedarf übertraf das Team die KPIs schon weit vor Abschluss des Projekts. In diesem Fall war das Team deshalb so erfolgreich, weil es die kulturellen Unterschiede verstand und ansprechende Botschaften entwickelte, die diese Unterschiede berücksichtigten. Dies führte zu einer viel höheren Engagementrate als zuvor.
5. Lass uns zum Ende einen Blick in die Zukunft werfen: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen europäischem und asiatischem Markt in einem oder zwei Jahrzehnten aus?
Nach Angaben der Europäischen Kommission ist die EU nach China und den USA der drittgrößte Handelspartner der ASEAN-Länder, auf den etwa 10,6 Prozent des ASEAN-Handels entfallen. Die EU ist auch der mit Abstand größte Investor in den ASEAN-Ländern. Bereits 2019 beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) in den ASEAN auf 313,6 Milliarden Euro. Ein neueres Phänomen sind die ASEAN-Investitionen in Europa, die ebenfalls stetig und eindrucksvoll auf einen Gesamtbestand von über 144 Mrd. EUR im Jahr 2019 gestiegen sind.
Auch wenn noch viele Unwägbarkeiten vor uns liegen, sieht es vielversprechend aus, und ich bin neugierig und gespannt darauf, diesen Trend zu verfolgen. Unser Ziel ist es, die beiden Märkte mit ihren spezifischen Besonderheiten einander näher zu bringen.