SpaceTech: Die Eroberung des Alls - Made in Germany
Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter. Davon träumen viele Unternehmen in der SpaceTech-Branche. Dabei hat sich die Industrie seit ihren Anfängen stark gewandelt. Julia Tenner, Unit Directorin bei PIABO, nimmt uns mit auf eine Reise in die Welt des SpaceTech.
Der Status quo
Nicht nur die wachsende Nachfrage nach der kommerziellen Nutzung des Alls , sondern auch die steigenden Anwendungsgebiete von Satelliten entpuppten sich in den letzten Jahren (unter anderem) zu Schlüsselelementen des technologischen Fortschritts im Bereich der Luft- und Raumfahrt.
Dabei ist das Operieren im Orbit eine kostspielige Unternehmung, bei der seit einigen Jahren immer mehr Start-ups mitmischen und durch ihre Innovationskraft die Kosten senkten. Dennoch ist die Branche – im Vergleich zu anderen Bereichen der Digitalwirtschaft – oftmals immer noch unterrepräsentiert und -finanziert. Doch das Interesse und Investitionsvolumen steigt.
Seit seiner Gründung im Jahr 1959 widmet sich hierzulande vor allem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) der Erforschung und Entwicklung von Luft- und Raumfahrt, Verkehr, Energie, Sicherheit und Digitalisierung. Dabei betreibt es seit jeher auch intensive Nachwuchsförderung und fördert aktiv die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und Forschung in der Raumfahrt. Deutschland gehört zudem zu den 22 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumagentur ESA, die die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen Europas im All vertreten. Sie hat ihren Hauptsitz in Paris, wobei der Stellenwert der Raumfahrt in Frankreich bekanntlich höher ist als in Deutschland. Doch ob mit einzelnen Komponenten oder gleich ganzen Satelliten – die deutsche Start-up- und Investorenszene setzt zur Aufholjagd an. Im Mittelpunkt der Entwicklung: die bayerische Landeshauptstadt München als deutscher SpaceHub.
Auch die VCs greifen nach den Sternen
Als wichtiges Verbindungsstück zwischen jungen Unternehmer:innen und Kapitalanleger:innen hat sich beispielsweise SpaceFounders etabliert. Unter anderem initiiert durch die founders@unibw, dem Gründungszentrum der Universität der Bundeswehr München und unterstützt durch die DLR, greift der Accelerator SpaceTech-Start-ups unter die Arme und hilft ihnen, sowohl passende Mentor:innen als auch Anschluss in die Wirtschaft zu finden.
Ein technologieorientierter Frühphasen-VC, der sich bereits an der Finanzierung von SpaceTech-Start-ups beteiligt hat, ist Vsquared Ventures, dessen Hauptsitz ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt ist. Im Portfolio befinden sich junge deutsche Unternehmen aus der Weltraumbranche wie Morpeus Space und The Exploration Company.
2018 gegründet, bietet das Start-up Morpeus Space aus Dresden skalierbare und effiziente Antriebssysteme für autonome Mobilität im Weltraum. Zuletzt gab das Team aus Ingenieur:innen, Entrepreneur:innen und Innovator:innen bekannt, dass sie zukünftig mit der Rocket Factory Augsburg AG (RFA) im Bereich der Antriebstechnik zusammenarbeiten wollen. Die ebenfalls 2018 gegründete Aktiengesellschaft baut an ihrem Produktionsstandort Augsburg Raketen in Serienfertigung und senkt so die Kosten in einer ansonsten sehr kostspieligen Branche.
Eine kostengünstigere und gleichzeitig nachhaltigere Raumfahrt hat sich auch ein weiteres Portfolio-Start-up von Vsquared Ventures, The Exploration Company, auf die Fahne geschrieben. Ihr modulares und wiederverwendbares Orbit-Fahrzeug Nyx soll neben Frachtgut auch Menschen für Forschungs- und Freizeitzwecke in die Erdatmosphäre befördern. Das nächste ambitionierte Projekt des Start-ups mit Büros in München und Bordeaux ist eine für 2028 geplante Mission zum Mond und wieder zurück. Die Gründerin Hélène Huby wirkt aktiv am Wandel in der Raumfahrtindustrie mit und verließ letztes Jahr für die Gründung von The Exploration Company die Airbus-Tochter Defence and Space.
Ordnung im Weltraum
Mit all den Satelliten, Raketen und Raumstationen wird es langsam voll in der vermeintlich unendlichen Leere des Weltraums. Damit die Flugobjekte auf ihren Raumfahrten die Unfallstatistik gering halten, hat das Braunschweiger SaaS-Start-up OKAPI:Orbits eine Collision Avoidance Software entwickelt, die sichere und nachhaltige Satelliten-Operationen ermöglicht. Mit ihrem Plattform-Service verhindert das 2018 gegründete Jungunternehmen nicht nur, dass die Satelliten ihrer Kunden weder mit einem der anderen gut 5.000 im All befindlichen Satelliten noch mit sogenanntem Weltraumschrott auf Kollisionskurs kommen. Die Funktionen der Software umfassen darüber hinaus die Vorhersage von Vorbeiflügen sowie die Bestimmung der Umlaufbahn.
SpaceTech meets Earth
Doch auch für das Leben hier auf der Erde können SpaceTech-Start-ups mit ihren Innovationen einen direkten Mehrwert bieten. So hat das Münchener Start-up OroraTech bisher mit Daten von Infrarotkameras öffentlich zugänglicher Satelliten Informationen über Waldbrände verarbeitet. Mit einem selbst gebauten Kleinsatelliten, den sie Anfang des Jahres auf seine Weltraummission schickten, will das Unternehmen nun die Detektion von Brandherden ausbauen und die Reaktionszeit verkürzen. Das Kapital dafür bekamen sie unter anderem vom Investor SpaceTec Capital, ein VC-Unternehmen mit Büros in Brüssel und München, das auf Start-ups mit weltraumbezogene Technologien spezialisiert ist. Mehr über Orora übrigens zu hören in unserem Business Class Podcast mit Tilo Bonow.
Fazit
Die SpaceTech-Branche in Deutschland wächst – sowohl auf VC-Seite als auch in der Vielfalt und Breite der SpaceTech-Start-ups. Sie bietet für Anleger:innen, Gründer:innen und Forscher:innen ein enormes Wachstumspotential. Wir sind gespannt und sagen: Reach for the stars!
Ihr seid ein aufstrebendes SpaceTech-Start-up oder finanziert die Branche? Dann lasst uns ins Gespräch kommen und meldet euch gerne bei Julia Tenner, Leiterin der PIABO SpaceTech-Unit.