Virtual Reality – Spielerei oder revolutionäre Technologie?
Virtual Reality ist keine neue Technologie, sondern wird von vielen seit Jahren genutzt. Dennoch gelten VR-Anwendungen für viele als Spielerei, und erst allmählich wird das ganze Potential der innovativen Technologie deutlich. Karl Schmidt-Rhaesa zeigt an vier Use-Cases, welche Chancen Virtual Reality Unternehmen bietet.
1) VIP-Flugzeugkabinen – Hoch hinaus mit VR
Jeder, der schon einmal geflogen ist, denkt bei Flugzeugkabinen an enge Sitzreihen und optimistisch eingeschätzte Beinfreiheit. Im Gegensatz dazu genießen Besitzer von Privatjets oder Politiker in Regierungsmaschinen einen deutlich höheren Reisekomfort.
Sie profitieren zudem vom Service der Lufthansa Technik AG, die den Innenraum solcher Flugzeuge individuell nach Kundenwunsch einrichtet. Eine Arbeit, die höchste Präzision und Qualität erfordert, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik entwickelt die Lufthansa Technik AG daher ein VR-Verfahren zur kollaborativen Zusammenarbeit beim Kabinendesign.
Da Kabinen von VIP-Flugzeugen immer Prototypen sind, ist der Einbau der verschiedenen Elemente zeitintensiv und fehleranfällig. Durch virtuelle Technologie können daher die Beteiligten gemeinsam das Flugzeug mit Kabeln, Rohren und Möbeln ausstatten – rein digital natürlich. So werden mögliche Fehler und Problemstellen rechtzeitig und von allen Mitarbeitenden erkannt und können im weiteren Prozess angepasst werden.
2) Vertrieb dank VR – Virtuelle Technologie unterstützt bei Sales
Der deutsche Mittelstand ist bekannt für seine Hidden Champions – mittelständische Unternehmen, die wenig bekannt sind, in ihren Branchen jedoch zu den Weltmarktführern gehören. Dafür sind nicht nur hochqualitative Produkte erforderlich, sondern auch ein innovativer Vertrieb. Schließlich müssen die komplexen Produkte anschaulich und verständlich erklärt werden bevor der Kunde sie kauft.
Das Familienunternehmen Siempelkamp, Technologie-Ausrüster im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Guss- und Nukleartechnik, geht daher einen neuen Weg und setzt im Vertrieb auf VR-Systeme. Neben kleineren Maschinen bietet das Unternehmen auch hallenfüllende Fabrikanlagen an, die als Bild in einem Katalog nur schwer zu erfassen sind. Mit der VR-Technologie können potenzielle Kunden die Produkte nun entweder als 3D-Visualisierung oder per VR-Headset auch komplett virtuell betrachten. Die Gestaltung der virtuellen Anschauungsobjekte ist dabei einfacher, als man denken könnte: Das Unternehmen nutzt die ohnehin vorhandenen CAD-Daten aus der Produktion. Diese werden so bearbeitet, dass alle wichtigen Details ohne Qualitätsverlust erkennbar bleiben, die Dateigröße jedoch deutlich reduziert wird. Auch sind in der VR-Version keine vertraulichen Produktionsdetails enthalten. So kann mit geringem Aufwand ein innovatives Vertriebstool erstellt werden.
3) So fern und doch so nah – Virtuelle Zusammenarbeit im digitalen Office
Immer mehr Firmen und Angestellte erkennen die Vorteile von mobilem Arbeiten: Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass ein nine-to-five-Job im Großraumbüro keine Notwendigkeit, sondern eine Gewohnheit geworden ist. Der Traum vieler Angestellter, vom Sofa aus oder aus dem Urlaub heraus zu arbeiten, ist Realität geworden.
Ein Trend mit Schattenseiten: Die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen ist weniger intensiv, bei größeren physischen Distanzen ist auch ein privater Austausch schwierig. Zudem sind die verfügbaren Tools nicht für eine vollständige Remote-Arbeit entwickelt. Gerade Videokonferenzsysteme sind mit winzigen Video-Kacheln und oft ausgeschalteten Kameras wenig attraktiv für größere Veranstaltungen und intensiven Diskussionen.
Eine Lösung ist die sogenannte “immersive Kollaboration”, bei der sich die Teilnehmer:innen in einem virtuellen Raum versammeln und durch personalisierte Avatare agieren. Die Zusammenarbeit unterscheidet sich fast nicht mehr von einem realen Treffen. Für ein privates Gespräch muss kein Breakout-Room freigeschaltet werden, stattdessen kann man sich einfach eine ruhige Ecke im virtuellen Raum suchen.
4) Breakout – VR für mentale Gesundheit
Mit 17,1 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage sind psychische Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Grund genug also, dass Mental Health in der Gesellschaft, aber auch bei Unternehmen zunehmend an Priorität gewinnt. Viele Unternehmen bieten inzwischen Schulungen zu Stressreduktion und Achtsamkeit am Arbeitsplatz an.
Dabei unterstützen seit neuestem auch VR-Systeme: Durch die Technologie des Unternehmens Magic Horizons können gestresste Arbeitnehmer:innen in der Mittagspause nicht nur einen Gang um den Block machen, sondern in komplett neue Welten eintauchen und so ihrem stressigen Alltag für einen Moment entfliehen. Ob mit Delfinen schwimmen oder durch den Regenwald wandern, durch die 360-Grad-Optik befinden sich die Nutzer:innen unmittelbar in einer individuell ausgesuchten Umgebung, in der sie sich erholen können.
Neben realistischen Welten bietet Magic Horizons jedoch auch das komplette Gegenteil: In sogenannten Farbräumen sorgt eine Kombination von sich abwechselnden Mustern und Farben zusammen mit binauralen Beats für eine merkliche Absenkung des Stresslevels. Die wissenschaftlich fundierte Methode bietet sich auch zur Verstärkung von Meditationsübungen an.
Fazit: VR als vielseitiges Wunder-Instrument
Die Anwendungsbeispiele zeigen: Das Potenzial von Virtual Reality ist enorm und noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade die Vielseitigkeit der VR macht aus ihr ein wahres Wundermittel für Unternehmen und die Wirtschaft. Netzwerke wie der VR Business Club, mit dem PIABO im vergangenen Jahr eine Partnerschaft schloss, verbinden branchenübergreifend Unternehmen, die in VR eine innovative Technologie sehen. Der Club ist Deutschlands größte Dialog- und Matchmaking Plattform zum Thema Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality.
Ihr seid ein aufstrebendes VR-Unternehmen und möchtet, das eure Stimme gehört und eure Technologie der Welt nahe gebracht wird? Dann meldet euch bei uns!