EdTech: Das sind die 5 spannendsten Entwicklungen im Bereich digitaler Bildung
Innerhalb des Start-up-Ökosystems hat gerade der EdTech-Sektor in den letzten Jahren eine der spannendsten Entwicklungen hingelegt. Von den Hochzeiten der Pandemie bis zum Diskurs rund um ChatGPT und Co. – Steffi Müller, Senior Communications Director bei PIABO, gibt einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen im EdTech-Markt.
Beschleunigt durch die Notwendigkeiten der Corona-Pandemie und gefördert durch die wachsende Bedeutung des Lifelong Learnings im Privaten wie im Beruflichen, zogen digitale Bildungslösungen in den letzten Jahren immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Und zurzeit werfen ChatGPT und Co. die Frage auf, wie KI den Bildungsbereich nachhaltig verändern wird. Die Digitalisierung des Lernens wird nicht langweilig.
Kein Wunder also, dass EdTechs in der jüngsten Vergangenheit immer wieder auf das Interesse von Investor:innen stießen – und noch immer stoßen. Und obwohl viele dieser Jungunternehmen momentan genauso unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen leiden, ist der Sektor doch resilienter und stabiler als andere, wie gerade erst Rhys Spence von Brighteye Ventures auf Techcrunch feststellte.Meldungen über (erweiterte) Finanzierungsrunden wie etwa von Sdui, Knowunity, evulpo oder Easy-Tutor unterstützen diese Einschätzung. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Digitalisierung der Bildung ein gesellschaftlich äußerst relevantes Thema ist. Es geht zum einen darum, den nächsten Generationen Wissen neu zu vermitteln und sie fit für die Zukunft zu machen und zum anderen darum, den Wissenserwerb für jeden Einzelnen in einer sich ständig wandelnden Welt zu ermöglichen.
Doch was sind die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der EdTechs?
1) KI verändert das Lernen nachhaltig
Gerade in aller Munde, macht ChatGPT auch vor dem Bildungssektor nicht Halt. Während sich ein Teil der Lehrkräfte aus Schule und Universität darüber sorgen, ob Hausarbeiten nun gänzlich mit dem neuen Trendtool verfasst werden, versuchen die anderen, Best Practices aufzuzeigen und geben Beispiele dafür, wie junge Menschen an Künstliche Intelligenz herangeführt werden können. Wenn KI-basierte Technologien wie etwa die von ChatGPT, DeepL oder Grammarly zum Einsatz kommen, dann geht es eben weniger um die eigene Kreation, dafür aber mehr um Reflexion und Optimierung. Dadurch wird sich natürlich auch die Rolle der Lehrenden verändern.
Tatsächlich ist das Thema Künstliche Intelligenz aber gerade im Schulbereich nichts Neues und wird in etlichen Kontexten bereits seit Jahren besprochen. Wirklich viel Substantielles ist davon jedoch noch nicht flächendeckend an den Orten der Lehre angekommen. Dabei zeigen EdTechs bereits, wie es geht: Viele Apps und Plattformen gehen heute schon darauf ein, dass jede und jeder Lernende im eigenen Tempo Wissen aufnimmt und eigene Präferenzen hat, worauf er oder sie beim Lernen anspricht. Lösungen von EdTechs schlagen aufgrund des Nutzerverhaltens individuelle Lernwege vor und erkennen auch, wie erfolgreich Lernende auf diesen Wegen agieren. Aber nicht nur den Lernenden kann KI helfen, sondern auch den Lehrenden, etwa bei der Planung von Unterricht oder der Bewertung von Resultaten.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Plattform Bettermarks – ein Online-Lernsystem für Mathematik. Es erlaubt Lehrkräften, Aufgaben individuell zu vergeben und Feedback zu den Lernfortschritten einzelner Schüler:innen oder ganzer Klassen zu erhalten.
2) Digitalisierung gegen den Fachkräftemangel
Fachkräfte sind Mangelware. Die Themen Wissensvermittlung und Weiterbildung sind deshalb Dauerthema in Unternehmen – gerade in Deutschland, dem Land der Fachausbildung und des Expertentums. Gleichzeitig setzen der demographische Wandel und die Digitalisierung den Unternehmen zu – gerade in typisch mittelständischen Branchen. Ein Ansatzpunkt ist die zeitgemäße und fundierte Ausbildung des Nachwuchses. Wer hier punkten kann, setzt ein klares Zeichen im Wettbewerb um Azubis, die mittlerweile wie auch Fachkräfte immer schwerer zu finden sind.
EdTechs helfen hier bereits heute weiter. Und in Zukunft werden immer mehr Unternehmen darüber nachdenken müssen, wie sie mit geeigneten Lösungen von Edtech-Partnern den eigenen Ausbildungsbereich optimieren können. Ein Vorreiter im Bereich der Ausbildung ist simpleclub. Namhafte Unternehmen wie Brillux und Sparkasse setzen darauf, dass ein Großteil ihrer Azubis die Lernplattform bereits aus der Schulzeit kennt und entsprechend motiviert auf der gleichen Plattform das Lernen in der Berufsschule angeht. Die Inhalte für die Fachausbildung finden sich in der App wieder, Azubis können damit ganz individuell lernen. Und auch Novaheal verspricht mit Fokus auf die Pflegeberufe eine umfassende, praxisnahe digitale Bildung – ergänzend zu Berufsschule und Ausbildungsbetrieb.
3) Spielend lernen
Gamification ist ein weiterer Trend, der sich auch 2023 und darüber hinaus fortsetzen wird. Mittels spielerischer Elemente mit Spaß lernen, statt mühselig pauken – genau das wollen digitale Bildunsanbieter wie lawpilots, wenn sie beispielsweise Quizze in ihre Lernpfade einbinden. Wichtiger Treiber beim Thema Gamification ist der Belohnungsgedanke, mit dem etwa auch Treueprogramme ihre Teilnehmer:innen dazu motivieren, Punkte, Badges oder Meilen zu sammeln. Wer schafft es, möglichst viele Antworten richtig zu klicken? Wer kommt auf der Rangliste weiter nach oben? Wer ist besser beim direkten Messen mit anderen Teilnehmer:innen? All das und mehr steigert das Engagement und damit auch die Freude am Lernen. Ein gutes Beispiel dafür sind auch Sprach-Lern-Apps: Mit Spielen bei Babbel, freigeschalteten Zertifikaten bei Bussuu und dem Sammeln von Punkten und Freischalten von Leveln bei Duolingo wird Sprachwissen vermittelt oder vertieft.
4) Blended Learning
Blended Learning bezeichnet die Kombination von digitalem Lernen und Präsenzunterricht. Wichtig dabei ist, dass die beiden Lernformen sinnvoll miteinander verknüpft werden. Daher wird diese Art des Lernens auch “integriertes Lernen” genannt. Im Kontext von gezielten Weiterbildungen innerhalb von Unternehmen wird Lernen so bereits praktiziert – und das nicht erst seit gestern. Der Terminus rückt aber die Reflexion darüber in den Fokus, was denn eine sinnvolle Kombination ist. Und dafür gibt es verschiedene Modelle.
Im Bereich Schule und Hochschule ist das Thema Blended Learning aktueller denn je. Nach der Einführung digitaler Infrastrukturen während der Pandemie müssen sich unsere Bildungsinstitutionen nun fragen, wie sie die Möglichkeiten von Lernplattformen wie Sdui, iserv oder itslearning weiterhin nutzen wollen – jetzt, wo Kinder und junge Erwachsene wieder im Präsenzunterricht sind. Hier können und sollen Szenarien zum sinnvollen Miteinander diskutiert und erprobt werden. Und die Übernahme des traditionsreichen Studienkreis (mitsamt der Studienkreis Online-Nachhilfe) durch das Edtech GoStudent im letzten Jahr wirft die Frage auf, wie sich die Kombination aus Präsenz und digitalem Lernen auch auf den Nachhilfemarkt zukünftig gestalten wird. Dass Blended Learning nicht erst in Schule, Hochschule oder Job beginnen muss, zeigt das EdTech Edurino, das mittels Figuren, die in einer App Lernwelten freischalten, schon die Kleinsten an das digitale Lernen heranführt. Das Angebot wird bereits von etlichen Kitas genutzt, um sinnvoll an das anzuknüpfen, was in Präsenz bereits Thema ist.
5) Neue Skills braucht das Land
Führungskräfte wie Mitarbeitende sind heute im Unternehmenskontext mit sehr unterschiedlichen Themen und Herausforderungen konfrontiert: Digitalisierung und Transformation, Nachhaltigkeit, regulatorische Besonderheiten, etwaiger Personalmangel und vieles mehr. Hinzu kommen Diskurse über das Miteinander von Arbeit und Leben, das Wahren von physischer wie mentaler Gesundheit und die individuelle Persönlichkeitsentwicklung. Zur Bewältigung dieser Aufgaben benötigen sie neue Skills, die noch vor einigen Jahren nicht gefragt waren. Auch hier helfen Start-ups weiter, die mit gezielten Bildungsangeboten schulen.
So bietet etwa DeepSkill Coachings und E-Learnings an, die das Bewußtsein für emotionale Kompetenzen wie Empathie oder Kooperationsfähigkeit schärfen. Bei gyde geht es in eigenen Lernreisen aus Coaching und E-Learnings in Peer-Groups darum, das eigene Führungspotential zu heben. Bei Junto und Masterclass lernen Fach- und Führungskräfte von erfolgreichen Persönlichkeiten und Branchenexperten. Interessant dabei sind die neuen Formen digitalen Lernens: Micro-Learning (kurze Lerninhalte), Coaching-Sessions, der Austausch mit Peers und individualisierbare Lerninhalte und Lernpfade. All das macht das Vermitteln von neuen Skills auch zu einer ganz neuen Lernerfahrung und es wird spannend zu sehen sein, was sich bewährt und damit noch stärker Einzug in unsere neue Arbeitswelt halten wird.
_____
Steffi Müller ist Senior Communications Director bei PIABO und arbeitet mit unterschiedlichen Unternehmen aus dem Bereich EdTech und digitale Bildung zusammen. Du möchtest mehr darüber erfahren, wie PIABO Unternehmen aus diesem Bereich bei der Kommunikation unterstützt? Melde Dich gern direkt bei Steffi Müller.