Industrie 4.0 – Die wichtigsten Themen und wie man über sie spricht (Teil II)
Die Smart Factory als autonome Produktionsstätte ist das erklärte Ziel der Industrie 4.0 – eine intelligente Verbindung von Anlagen und Maschinen, die in Zukunft weitgehend unabhängig von menschlichen Mitarbeitenden funktioniert. Doch wie kommuniziert man diese Verbindung optimal? Was gilt es zu beachten, welche Kommunikationsthemen sind möglich?
Paradebeispiel für eine Smart Factory ist der E-Auto-Hersteller Tesla, der mit seinen Gigafactories schon jetzt einen neuen Maßstab für smarte, maschinengesteuerte Produktion gesetzt hat. In den kommenden Jahren werden Smart Factories das Bild unserer Industrie über alle Branchen hinweg maßgeblich verändern. Damit gehen auch neue Herausforderungen für die Kommunikation einher: Wie können Menschen und Maschinen Hand-in-Hand gehen und welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz, Daten und Cyber Security in einer hochdigitaliserten Produktion?
Mensch und Maschine
Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist der Kern der Kommunikation rund um die Smart Factory. Es ist eine ethische Frage, die auf keinen Fall außer Acht gelassen werden sollte. Und sie ist nicht neu: Seit der Industrialisierung beschäftigen sich Menschen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit der Frage, welche Rolle Technologie in unserem Leben einnehmen darf bzw. sollte. Was Anfang des 20. Jahrhunderts Innovationen wie die von Henry Ford entwickelten Fließbänder waren, sind heute vollautomatisierte Montageroboter und Bilderkennungssysteme. Schon damals haben die Fließbänder, eine echte Revolution in der industriellen Fertigung, menschliche Mitarbeitende in ihren Abläufen unterstützt und so zu einer enormen Erhöhung der Produktion geführt.
Dies war ein entscheidender Faktor für die Verbreitung des Automobils als Massenprodukt sowie die damit verbundenen neuen Fabriken und Arbeitsplätze. Die Maschine hat also dem Menschen gedient und dabei neue wirtschaftliche Potenziale geschaffen, von denen alle profitieren konnten – bis heute.
So und nicht anders sollte das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine aussehen. Was Ford schon vor über 100 Jahren wusste, wird im Rahmen der Fabrik der Zukunft von Medien und Öffentlichkeit immer wieder neu hinterfragt werden – ein Prozess, auf den Kommunikationsabteilungen daher stets vorbereitet sein müssen.
Künstliche Intelligenz und Arbeitsplätze
Science Fiction und Popkultur vermitteln uns, dass Künstliche Intelligenz menschliche Arbeitskraft in einer hochtechnologisierten Welt jederzeit ersetzen könnte. Doch genau das ist gerade nicht das Ziel einer Smart Factory. Die Idee ist, intelligente Maschinen für automatisierbare Prozesse zu nutzen, die für Menschen besonders anstrengend, monoton oder konzentrationsintensiv sind. Tesla beispielsweise verwendet zum Transport von Material in seinen Gigafactories satellitengesteuerte, fahrerlose Transportsysteme, die 24 Stunden am Tag nichts anderes tun, als schwere Güter durch die Anlagen zu transportieren. Damit ermöglichen diese Systeme es ihren menschlichen Kolleg:innen, ihre Arbeitszeit für anspruchsvollere Aufgaben, zum Beispiel die Endmontage von Batterien oder die Optimierung von Abläufen, einzusetzen.
Egal wie smart eine Smart Factory ist: geplant, kontrolliert und gesteuert wird sie immer vom Menschen. Systeme auf Basis Künstlicher Intelligenz die Voraussetzung, um eine Smart Factory zum Leben zu erwecken, doch sie sind keine Konkurrenz für den Menschen. Gerade im Hinblick auf Employer Branding wird es für Unternehmen in Zukunft wichtig sein, genau das klar zu kommunizieren und aufzuzeigen, an welchen Stellen menschliche Verantwortung immer noch unabdingbar ist.
Cybersecurity in der smarten Produktion
Damit eine Smart Factory funktioniert, müssen ihre Anlagen und Maschinen miteinander kommunizieren können. Kommunikation ist dabei immer gleichbedeutend mit dem Austausch von Daten in enormen Mengen. In der Industrie funktioniert das in der Regel über mobilfunkfunkgesteuerte IIoT-Devices (Internet of Things oder Industrial Internet of Things), die wesentlich resistenter gegenüber Störungen sind als beispielsweise Wifi. Bis zum Jahr 2023 wird erwartet, dass die Zahl der IoT-Geräte, die über Mobilfunknetze kommunizieren, weltweit 3,5 Milliarden erreichen wird. Damit wächst auch die Zahl der mit diesen Geräten verbundenen Daten rasant. Das Problem dabei: der Ausbau der Sicherheitsprotokolle hat bisher nicht in allen Bereichen mit dieser Entwicklung Schritt gehalten.
Hier werden in Zukunft Technologien wie zum Beispiel das Secure Access Service Edge (SASE) relevant, das IoT in der Industrie mit Hilfe der Cloud noch sicherer machen soll. Generell zeichnet sich schon jetzt ab, dass die weltweit wachsende Menge an Daten zusammen mit der entscheidenden Rolle, die Big Data für die Prozessautomatisierung spielt, dem Thema Cyber Security in der industriellen Produktion noch einmal eine viel stärkere Relevanz geben wird. Anbieter in diesem Bereich sind zum Beispiel Physec oder Escrypt aus Bochum. Denn je mehr Daten in einem Unternehmen verarbeitet werden, desto höher wird das Risiko für Verluste und Hackerangriffe. Der Schutz kritischer Daten und das Vertrauen in Cyber-Security-Lösungen wird für die Kommunikation im Rahmen der Smart Factory also ebenfalls ein entscheidender Faktor sein.
Blockchain in der Kommunikation
Die Blockchain ist gekommen, um zu bleiben, und auch die smarte Industrie hat ihre Vorteile längst erkannt. Vor allem im IoT-Spektrum wird sie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen: Denn es gibt jede Menge Möglichkeiten, wie die Blockchain IoT-Anwendungen verbessern kann. Auch wenn viele heute aufgrund von Hürden wie niedriger Batterielaufzeiten von IoT-Devices noch nicht hundertprozentig nutzbar sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Blockchain auch die Datenverbindung zwischen Maschinen langfristig verändern wird. Sie kann dabei vor allem als eine Art erweitertes Archiv für Daten und Geräte verwendet werden.
Eine Blockchain bildet ab, wann welche Änderungen vorgenommen wurden, aber auch, wer zuletzt auf die Daten oder das Gerät zugegriffen hat, wie vertrauenswürdig jenes Gerät in der Vergangenheit war und in einigen Fällen auch, was die Änderung verursacht hat. Entscheidend hier: Eine solch verteilte Informationskette kann nicht nur Daten speichern, sondern auch automatisierte Prozesse auf der Grundlage gelernter Bedingungen auslösen. Prinzip: Wenn die Bedingung erfüllt ist, wird die entsprechende Aktion ausgeführt. Damit ermöglicht die Blockchain Automatisierung auf Grundlage von Big Data, eine der grundlegendsten Anforderungen, die eine Smart Factory erfüllen muss.
Fazit
Die Smart Factory ist die Zukunft der industriellen Fertigung. Von satellitengesteuerten Transportsystemen bis hin zu intelligenten Montagerobotern wird sie die Industrie auf lange Sicht nicht nur verändern, sondern revolutionieren. Und das nicht, um den Menschen zu ersetzen, sondern als Unterstützung und Multiplikator für wirtschaftlichen Fortschritt auf der ganzen Welt. Für Industrieunternehmen ist es deshalb wichtig, gerade kritische Themen in ihrer Kommunikation so früh wie möglich aufzugreifen, durch gezielte Kampagnen aufzuklären und Ängste zu nehmen.
Industrie 4.0 ist die Zukunft – doch gleichzeitig auch ein komplexes Konzept, das nicht immer einfach zu erklären ist. PIABO hat es sich zur Aufgabe gemacht, vielschichtige, technologische Inhalte so zu kommunizieren, dass sie in jedem Kontext richtig verstanden werden. Wir würden uns freuen, wenn wir auch Dich bei Deiner Reise in die Welt der Industrie 4.0-Kommunikation begleiten dürften.
Bei Rückfragen wende Dich gern an Sybille Zimmermann.