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29.02.2024
© Unsplash I sigmund
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Ulrike Beckmann

Remote, not control: Führen auf Distanz

Wer es noch nicht ahnte: Wir bei PIABO schwimmen gern gegen den Strom. Aktuelles Beispiel: Während viele Unternehmen die Rückkehr ins Büro einführen, arbeiten wir weiterhin dezentral. Und wir haben keineswegs vor, das zu ändern. 46 von aktuell 108 PIABOs treffen ihre Kolleg:innen eher selten in unserem Headquarter am Gendarmenmarkt, sondern arbeiten dort, wo sie auch leben, in München oder Mainz, Kalchreuth oder Rosengarten.  

Ich selber habe meinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Hamburg. Jetzt kommt’s: In der Unit, die ich führe, sind 14 Mitarbeitende – und wir arbeiten ausschließlich „remote“ zusammen. Das Faszinierende: Es läuft. Und zwar hervorragend. 

Lasst mich kurz berichten, warum. Vielleicht kann ich sogar dazu beitragen, die Wünsche vieler Arbeitnehmer:innen nach flexiblen Arbeitsorten mit den Qualitätsansprüchen (oder Ängsten?) auf Seiten von CEOs und Controller:innen zusammenzubringen. 

Meine Bilanz nach zwei Jahren als Unit Direktorin ist: Eine dynamische Zusammenarbeit und ein tragfähiger Teamspirit sind auch „remote“ möglich. Im digitalen Miteinander arbeitet es sich sogar effizienter. Die Voraussetzung ist, dass man ein paar Dinge im Blick behält. 

Meine Tipps für Teamleads, Führungskräfte und solche, die es werden wollen, findet ihr hier. Sicher sind sie nicht vollständig und jede/r macht eigene Erfahrungen, aber sie spiegeln, was ich besonders wichtig und hilfreich finde. 

  • Hört nicht nur zu, sondern hört vor allem hin: In Remote-Teams ist es besonders wichtig, dass ich die Einzelnen und die Dynamik innerhalb der Teams gut verstehe und in Gesprächen erkenne, was die “eigentliche Botschaft” ist. Das kann ich am besten durch aktives und empathisches Zuhören. Oft geht es nicht nur darum, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird: Neben dem Inhalt sind auch Stimme, Zwischentöne, Formulierungen wichtig. 

 

  • Seid aufrichtig: Wichtig sind regelmäßige Einzelmeetings, sogenannte 1:1s. Neben dem empathischen Zuhören versuche ich hier, aufrichtig zu sein. Dazu gehört es, auch meine eigene Situation transparent zu machen. Wer gestresst und unaufmerksam ist, sollte kein Mitarbeiter:innengespräch führen, sondern im Zweifel klar formulieren, dass man selber gerade abgelenkt ist. Denn: Andere spüren, ob ich wirklich da bin. Meine Empfehlung (auch an mich selber ????): Ein abgesagtes Gespräch ist besser als eines, in dem ich nicht voll dabei sein kann.  

 

  • Zeigt Wertschätzung fürs Homeoffice: Eure Teams müssen wissen, dass sie transparent teilen dürfen, wenn die Kita mal wieder zu ist und sie nur bedingt aufmerksam sind. Und sie müssen es glauben. Wer zu Hause arbeitet, ist bereit, Arbeit und Leben eng zu verknüpfen. Das verdient Wertschätzung, nicht Kontrolle. 

 

  • Schafft Raum fürs Miteinander: Wenn man sich nicht täglich oder wöchentlich in der Cafeteria über den Weg läuft, sondern diesen erst suchen muss (und sich nur auf dem Bildschirm sieht), braucht ein offener Austausch Anlaufzeit. Deshalb stelle ich fast alles zurück, wenn es in Teams mal knirscht. Unsere Routinen haben wir überdies: Mit dem gesamten Team checken wir zweimal wöchentlich ein. Und ja: Trotzdem lieben wir alle auch unsere Team-Events vor Ort. 

 

  • Nutzt GfK: Im digitalen Miteinander müssen wir ganz besonders darauf achten, wertschätzend zu sprechen. Gewaltfreie Kommunikation sorgt für einen ehrlichen und sachlichen Austausch und sehr klare Formulierungen, um auf den Punkt zu bringen, wo es hakt und was man sich vom Gegenüber wünscht. Meine Empfehlung: Übt das regelmäßig zusammen. 

 

  • Let's be emotional: Unsere Gefühle haben einen starken Einfluss auf unsere Arbeit. Positive Emotionen können Ideen beflügeln, Einsatz und Engagement stärken und die Kundenbindung vertiefen. Doch auch Unsicherheit, Überforderung oder Traurigkeit brauchen Raum. Ich bitte mein Team, Gefühle ernst zu nehmen und nach Möglichkeit auch zu adressieren. Im Homeoffice ist das besonders wichtig, weil Privates und Berufliches näher zusammenrücken. 

 

  • Schaut zurück: Ein Team ist dann am stärksten, wenn Achtsamkeit und Vertrauen selbstverständlich sind. Auch deshalb evaluieren wir unsere Zusammenarbeit regelmäßig in moderierten Retrospektiven. Das ist gerade beim Remote-Arbeiten eine wichtige Routine, denn hier gibt es Raum und Zeit für Reflektion, ehrlichen Austausch und den gemeinsamen Blick nach vorne. 

 

  • Team First: Herausforderungen entstehen bekanntlich fast immer anlassbezogen, sie lassen sich weder planen noch terminieren. Ein offenes Gespräch, eine gemeinsame Abstimmung der Aufgaben und das Verständnis für die Situation des oder der anderen sind langfristig wichtiger als der nächste „dringende“ Termin. Konsequent nach der Devise „Team First“ zu führen ist remote noch wichtiger als in Präsenz und stärkt die Mitarbeitenden. Warnhinweis: Das Prinzip lässt sich nur innerhalb einer entsprechend aufgestellten Organisation umsetzen. 

 

Ich bin nach vielen Berufsjahren in der Kommunikation ganz sicher, dass die Basis einer hochwertigen Kundenberatung neben dem fachlichen Knowhow ein zufriedenes und stabiles Team ist. Ob remote oder vor Ort, es kommt nicht so sehr darauf an, wo wir arbeiten, sondern in erster Linie darauf, wie wir miteinander umgehen. 

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